Hallo Nazdar,
grundsätzlich wird das Kirmanckî (Zazakî) in die drei großen Mundarten Nord-, Zentral- und Südkirmanckî eingeteilt. Die nördliche Mundart entspricht dem geographischen Raum Dêrsim, Erzingan, Gimgim (Varto), die zentrale wird in Çewlîg (Bingöl) und Pali und die südliche Mundart in dem Raum Diyarbekîr, Licê, Pîran, Sewrêgi (Siverek) gesprochen. Man kann verallgemeinert sagen, dass die nördliche Mundart im Vergleich zu den anderen beiden die größten Unterschiede aufweist. Für eingefleischte und erfahrene Muttersprachler sind die Mundartenunterschiede leicht zu überbrücken, da sich die größten Unterschiede meist nur auf Phonetik und Lautverschiebungen beschränken. Allerdings existieren auch zahlreiche Wörter sowie gewisse grammatische Strukturen, die nur auf die jeweilige Mundart begrenzt sind, sodass man eine Weile bräuchte, bis die Kommunikation einwandfrei vonstatten ginge. Für Nicht-Muttersprachler, die erst lernen müssen, des Kirmanckî mächtig zu werden, stellt das eine rechte Mühsal dar, wenn sie feststellen, dass ein- und dasselbe Wort in dutzenden Varianten vertreten ist.
Zu Deiner Frage also: Jein. Das Kirmanckî aus Diyarbekîr (dort übrigens meist unter der Bezeichnung "Kirdkî" vorkommend) weicht in gewissem Grade von dem aus Dêrsim ab. Die Verständlichkeit hängt immer von der Art der Kommunikation ab.
Ein paar simple Beispiele zur Verdeutlichung:
Der Satz: "Ich bin Azad"
In Dêrsim folgendermaßen auffindbar: Ez Azad ûne / Ez Azad o / Ez Azad û / Ez Azad a / Ez Azad ane
In Diyarbekîr: Ez Azad a.
--> Ist für beide Seiten ohne Probleme zu verstehen.
Der Satz: "Ich komme von daheim und gehe nun in die Stadt".
In Dêrsim: "Ez çê ra yen(o) û nika son(o) sûke"
In Diyarbekîr: "Ez key ra yena û inka şina bajarî"
--> Dieser Satz ist im Kontext noch ohne größere Komplikationen zu verstehen.
Der Satz: "Wo ist meine Tochter? - Mein Vater, sieh doch hin! Da ist sie."
In Dêrsim: "Çêna mi kotî ya? - Wa pîye mi, nîyade! A uza r' a".
In Diyarbekîr: "Keyna min kamca ya? - Wa babîyê mi, biewnî! A (Ew) uca ya."
--> Hier wird es für Nicht-Muttersprachler schwieriger.
Gruß,
Berxwedan