(...) gibt es eine liste von dir mit weiteren einfachen alltagssätzen auf zazaki?
Ihr müsst nur fragen, ich könnte zwar einige Pauschalaussagen treffen, die nützlich wären, jedoch ist es einfacher, wenn Ihr mir das Gewünschte vorgebt und ich es dann übersetze.
(...)
Ich hätte da noch zwei Fragen.
Kann jeder Kirmanckîsprecher die Standardversion verstehen?
Meine Mutter benutzt auch mal Ti se kena als Wie geht es dir? Zumindest erkenne ich das an ihrere Antwort, da sie auf ez hol a antwortet. Kann es sein, dass man das Ti senîn î und Ti sekena vom Sinn her auch vertauschen kann oder verstehe ich das einfach nur komplett falsch?
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Das standardisierte Kirmanckî, welches seit 1996 durch die Arbeitsgruppe Vate (auf Kirmanckî:
Grûba Xebate ya Vateyî) etabliert wird, ist kein festgelegtes Dogma einer bestimmten Mundart, sondern setzt einen grammatischen wie orthographischen Rahmen, in dem jede regionale Mundart des Kirmanckî Platz findet, nur gewisse Vokabeln und grammatische Strukturen sind vorgeschrieben. Im Grunde versteht man als Muttersprachler den vorgeschlagenen Standard (wobei hier eher der Ausdruck Halb-Standard richtiger wäre, da dies ein andauernder Prozess ist) je nach Sprecher und Region nur bedingt, man müsste einige Besonderheiten kennen. Ist aber für einen Kundigen keine schwere Aufgabe, vergleichbar mit der Dispkrepanz des heute in den Medien gebräuchlichen Hochkurmancî und des in den Dörfern gesprochenen.
Als simples Beispiel zur Verdeutlichung: Selbst im Standard gibt es noch vier deutlich unterschiedliche Wörter für "Nase" oder ein halbes dutzend für "Kind", die sich nicht ähneln und man würde hier ohne Vorwissen nur aus dem Kontext den Sinn finden können. Ebenso existieren für das Wort "Ameise" 23 verschiedene Varianten ein und desselben Wortes, die sich aber phonetisch noch ähnlich sind. So kann man diese 23 Varianten und Nuancen gemäß gewisser Kriterien in ein standardisiertes Wort zusammenfassen (das wiederum allerdings erlernt werden müsste), die vorher genannten unterschiedlichen Wörter werden jedoch so in ihren Formen beibehalten.
Das standardisierte Kirmanckî dient auch eher als Schriftsprache, somit spricht jeder, der des Schreibens derselben mächtig ist, eigentlich zwei Varianten seiner Sprache: einmal die Mundart seines Dorfes und einmal das standardisierte Hochkirmanckî.
Die Çewlîg-Mundart ist mir leider nur bedingt geläufig - hängt allerdings auch von der Region Çewlîgs ab, da hier der Übergang vom Nord- ins Zentralkirmanckî stattfindet. Meist sind die Çewlîger für das Verschlucken der Vokale berühmt, so wird aus dem Satz "Biewnî mi ra, ez to ra çîyê vana" (Sieh mal her, ich sage Dir etwas) meist "Bon' mi ra, ez to r' çîyê vûn' ".
Ich denke, in Çewlîg heißt "Wie geht es Dir?" in den meisten Gegenden "
Ti senîn î?".
"
Ti se kena" bzw. "
Ti se kenî" bedeutet wörtlich übersetzt "Was machst Du?" (Von
se kerdene, "etwas machen/tun"). Jedoch kommst das umgangsprachlich der Frage "Wie geht's?/Was geht?/Was machst?" gleich (vgl. mit dem Türkischen "
ne yapiyorsun?"). Also kann man auch darauf mit "Ez hol a" antworten. Stellt sich die Frage nach der Tätigkeit und nicht nach dem Wohlbefinden, dann wählt man eine andere Antwort.
Gruß.